Die meisten Angestellten sind wahrscheinlich mit der Situation vertraut, dass sie über die im Arbeitsvertrag festgelegten Stunden hinaus arbeiten müssen, was als Überstunden bezeichnet wird. Die Frage ist jedoch, ob der Arbeitgeber jederzeit zusätzliche Arbeitsstunden anordnen kann.
Hier gibt es leider keine einheitliche Regelung. Es hängt vor allem von den Vereinbarungen im Arbeitsvertrag ab. Außerdem kann jeder Mitarbeiter Überstunden aus gesundheitlichen Gründen ablehnen, sofern er ein ärztliches Attest vorlegt.
Wie werden Überstunden im Arbeitsrecht geregelt?
Grundsätzlich besagt das Arbeitsrecht, dass die tägliche Arbeitszeit nicht mehr als acht Stunden betragen sollte. Nur in bestimmten Ausnahmefällen kann sie auf bis zu zehn Stunden pro Tag ausgedehnt werden. Gemäß dem Arbeitszeitgesetz müssen Überstunden jedoch innerhalb der nächsten sechs Monate durch Freizeitausgleich ausgeglichen werden.
Es ist zu beachten, dass der Samstag als regulärer Werktag gilt. Daher zählt die Arbeit an Samstagen nicht automatisch als Überstunden. In einigen Branchen wird sogar an Sonn- und Feiertagen gearbeitet, wie beispielsweise im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder bei Sicherheits- und Rettungsdiensten. Mitarbeiter, die am Sonntag arbeiten, erhalten normalerweise einen freien Tag in der Woche als Ausgleich. Die genauen Regelungen hierzu werden im Arbeitsvertrag festgelegt.
Den Arbeitsvertrag sorgfältig prüfen
Angesichts des weitverbreiteten Fachkräftemangels gehören Überstunden in vielen Branchen zum normalen Arbeitsalltag. In einigen Fällen nutzen Arbeitgeber jedoch fragwürdige Formulierungen in den Arbeitsverträgen, die besagen, dass Überstunden im regulären Gehalt enthalten sind. Dies lässt Arbeitnehmer glauben, dass sie für Überstunden ihren üblichen Stundenlohn erhalten.
Der Arbeitgeber kann diese Klausel jedoch so interpretieren, dass Überstunden zur regulären Arbeitszeit gehören und nicht zusätzlich vergütet werden müssen. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter zwar länger arbeitet, aber nicht entsprechend bezahlt wird. Idealerweise sollte bei über die vertraglich festgelegte Arbeitszeit hinausgehender Arbeit ein Freizeitausgleich angeboten werden. Es wird daher dringend empfohlen, den Arbeitsvertrag vor der Unterzeichnung von einem Rechtsanwalt prüfen zu lassen.
Wie viele Überstunden sind in einer 30-Stunden-Woche erlaubt?
Viele Teilzeitbeschäftigte sind aufgrund von Personalmangel gezwungen, regelmäßig Überstunden zu leisten. Auch in Teilzeitjobs gelten die gesetzlichen Regelungen für Überstunden. Unter bestimmten Umständen kann es erlaubt sein, länger zu arbeiten.
Allerdings sollte dies nicht zur Regel werden. Wenn regelmäßig Überstunden anfallen, hat der Mitarbeiter das Recht, eine Umwandlung seiner Tätigkeit in eine Vollzeitbeschäftigung zu verlangen. Arbeitgeber sollten keine Teilzeitstellen ausschreiben und dann von den Mitarbeitern erwarten, regelmäßig Überstunden zu machen.
Ab welchem Zeitpunkt beginnen Überstunden?
In vielen Unternehmen werden Angestellte regelmäßig dazu angehalten, länger zu arbeiten als vertraglich vereinbart, insbesondere in Branchen wie dem Einzelhandel. Häufig wird von den Mitarbeitern erwartet, dass sie vor der offiziellen Öffnungszeit anwesend sind, um Vorbereitungen zu treffen. Nach Ladenschluss müssen oft noch Kunden bedient, Geld gezählt und Tresore verschlossen werden. Doch zählen diese zusätzlichen Minuten bereits als Überstunden?
Die klare Antwort ist ja. Jede Minute wird offiziell als Überstunde betrachtet. Der Arbeitgeber kann nicht erwarten, dass Angestellte vor und nach den regulären Öffnungszeiten kostenlos arbeiten. Das ist gesetzlich festgelegt.
In einigen Betrieben können jedoch keine festen Arbeitszeiten vereinbart werden. Zum Beispiel kann ein Tierpfleger im Zoo nicht einfach um 16:00 Uhr Feierabend machen, wenn die Arbeit noch nicht erledigt ist. In solchen Fällen werden oft gleitende Arbeitszeiten vereinbart, aber auch dabei sollten die maximal zulässigen Arbeitszeiten nicht überschritten werden.